Heute.
Trauern.
Schweigen.
Erinnern.
Aufschrecken.
Innehalten.
Mich befragen:
Was hätte ich getan?
Wo gestanden?
Wem beigestanden?
Zuhören.
Letzten Zeitzeuginnen.
Und jüdischen Freundinnen.
Unseren Kindern erzählen.
Von der Progromnacht.
Von Jesus, dem Juden.
Von Israel.
Meine Angst teilen,
dass es bei Reden und Kränzen bleibt.
Und wie der Rechtsruck
mir die Kehle zuschnürt.
Jedem Antisemitismus widersprechen.
Christina Brudereck, Theologin am 9.November auf ihrem Instagram-Account
Sechs Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 10 der GAZ gestalteten auch in diesem Jahr die Gedenkfeier in der ehemaligen Synagoge in Gudensberg mit. Die einleitenden Worte von Herrn Berle, der Bürgermeisterin Sina Best vertrat, zeigten schnell, dass, gerade in diesen Tagen des neu entflammten Nahost-Konflikts, das Gedenken und Positionbeziehen wieder einen aktuellen Anlass hat.
Die Worte, die die Theologin Christina Brudereck an diesem Tag auf Ihrem Instagramm-Account postete, passten daher gut als Einstieg in den Part der Schülerinnen und Schüler. Im Anschluss verlasen die Jugendlichen Zeitungsmeldungen aus den letzten Wochen, die verdeutlichten, dass Antisemitismus wieder deutlich zugenommen hat in Deutschland, 90 Jahre nach Beginn des Nationalsozialismus. Dass Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder Angst haben müssen, Gottesdienst in der Synagoge zu feiern, ihre Kinder in die Schule zu schicken oder jüdische Symbole öffentlich zu tragen, hat die Schülerinnen und Schüler sehr nachdenklich und betroffen gemacht.
Nach einem kurzen Abriss über die jüdische Gemeinde in Gudensberg von Lilly Cichon, Wiktoria Dombrowski und Simon Brunkow, stellten Till Niklas und Samuel Scheerer zwei jüdische Familien vor. Familie Naschelsky und Familie Elias waren von der Judenfeindlichkeit in Gudensberg betroffen und mussten ihre Heimat verlassen.
Ein Beitrag zur Geschichte der jüdischen Schule gewährte uns noch einen weiteren Einblick in die Geschichte der jüdischen Gemeinde. Jüdische Lieder, vorgetragen von Renate und Roland Häusler, sorgten für besondere Stimmung an diesem Abend. Zum Ende der Gedenkfeier wurden die Jugendlichen noch einmal selbst aktiv. Mit großer Ernsthaftigkeit und Ruhe verlasen sie die Namen der 69 jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger und entzündeten für jeden von ihnen eine Kerze.
Allen Beteiligten wurde an diesem Abend deutlich, dass sie zwar keine Schuld an den Taten der Vergangenheit tragen, aber die Verantwortung, solche Entwicklungen heute und in der Zukunft zu verhindern.
Wie Margot Friedländer sagt: „Hass, Rassismus und Antisemitismus dürfen nicht das letzte Wort der Geschichte sein“.
(Bericht: M. Brunkow)